Birgit Kipfer: „ Fast jede siebte Unterrichtsstunde an beruflichen Schulen wird nicht gehalten.“

Veröffentlicht am 27.05.2009 in MdB und MdL

Kreis Böblingen überdurchschnittlich von Unterrichtsausfall betroffen

Auf Antrag der SPD-Landtagsfraktion musste die Landesregierung einräumen, dass in den beruflichen Schulen im Land 4,6 Prozent des Pflichtunterrichts überhaupt nicht gehalten werden können. Laut der Landesregierung schneidet der Landkreis Böblingen mit einem Unterrichts-ausfall von 5,0 Prozent überdurchschnittlich schlecht ab. Insgesamt finden landesweit 12,7 Prozent der Unterrichtsstunden finden nicht ordnungsgemäß statt.

Diese Zahl setzt sich auf folgenden Faktoren zusammen: 4,6 Prozent des Pflichtunterricht findet nicht statt, da die Landesregierung Pädagogen für 761 unbesetzte Lehrerdeputate nicht einstellt und somit von vorneherein ein strukturelles Defizit in Kauf nimmt. Nach Statistik fallen zusätzlich 4,5 Prozent der Unterrichtsstunden durch Erkrankung oder dienstlicher Verpflichtung der Lehrkörper aus. Den dritten Faktor bilden die Ver-tretungsstunden in Krankheitsfällen, die auf 3,6 Prozent aller Unterrichts-stunden an beruflichen Schulen entfällt. Diese Stunden können nur gehalten werden, weil andere Lehrkräfte einspringen. Vertretungsstunden entsprächen in der Regel jedoch nicht dem ordentlichen Ablauf des Stundenplans.

„Das ist eine alarmierende Situation für den Kreis Böblingen. Die Landesregierung gefährdet fahrlässig die Zukunftschancen vieler Schüler an beruflichen Schulen. Das ist unverantwortlich den jungen Menschen gegenüber und eine desaströse Weichenstellung für die heimische
Wirtschaft, die bereits jetzt unter einem akuten Fachkräftemangel leidet“, so Landtagsabgeordnete Birgit Kipfer.

Die Landesregierung opfere eine solide Bildungspolitik an der beruflichen Schulen um weiter die Ikone der Nullverschuldung vor sich hertragen zu können. Um die verheerende Lage an den beruflichen Schulen zu kaschieren, hantiere Kultusminister Rau mit Zahlenspielen in der
Öffentlichkeit. So verkündete er, dass er nun 190 neue Stellen gegen den Unterrichtsausfall an den beruflichen Schulen einstellen werde, was Minister Rau nicht erwähnt, dass er aufgrund eines angeblichen Schülerrückgang im Herbst 2008 erst 200 Stellen gestrichen hatte.

„Für das Land Baden-Württemberg und im Besonderen für den Kreis Böblingen ist die berufliche Ausbildung ganz besonders wichtig um dem steigenden Fachkräftemangel im Landkreis entgegen zu wirken. Wenn die Wirtschaftskrise überwunden ist, wird das Ergebnis dieser verfehlten
Bildungspolitik verschärft zu Tage treten, “ so Birgit Kipfer besorgt.

„Was mich besonders ärgert, ist der Zynismus mit welchem die Landesregierung versucht das Problem zu vertuschen. Um der jetzigen Lehrermangel zu beheben müsste die Landesregierung landesweit 2000 neue Lehrerstellen schaffen, stattdessen ist sie nicht einmal bereit die
von ihr im Herbst 2008 - auf unerklärlichen Fehlplanungen beruhenden - vollständig zurückzunehmen,“ so Kipfer.

 
 
 

 

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