EnBW disqualifiziert sich selbst

Veröffentlicht am 16.04.2009 in Presseecho

Leserbrief von Herbert Protze in der Kreiszeitung

Zu: EnBW erhöht Strompreis um 7,5 Prozent, KRZ vom 15. April

Zum 1. Juli sollen die Strompreise der EnBW wieder steigen - diesmal um 7,5 Prozent. Begründet wird dies mit gestiegenen Beschaffungskosten. Fakt ist jedoch, dass die Beschaffungskosten drastisch gesunken sind. So liegen zum Beispiel laut dem Hamburger Energieinformationsdienst EID die Preise für Kraftwerkskohle um 20 bis 30 Prozent unter dem Vorjahr. Auch Erdgas habe sich deutlich verbilligt.

Die Großhandelspreise für Strom an der Strombörse EEX zeigen seit Monaten nur nach unten. Im März 2009 lagen diese um 40 bis 50 Prozent unter den Preisen vom Sommer letzten Jahres. Während Industriekunden und Großabnehmer von den niedrigeren Preisen profitieren und bessere Rahmenverträge bekommen, muss der Privatkunde die Zeche wieder einmal bezahlen.

Dies zeigt die nach wie vor vorhandene Grundeinstellung in der Chefetage der EnBW: Großkunden mit Sondertarifen locken und die, die sich nicht wehren können, abzocken. Da erscheint der Hinweis, dass die Gaspreise ja sinken, als blanker Hohn - oder sollen wir im Sommer heizen, damit wir etwas sparen?

Mag sein, dass die Kalkulation für die EnBW bei 10 Prozent Nachfragerückgang schwieriger wird und die Fixkosten neu verteilt werden müssen. Am Nachfragerückgang sind aber wohl eher die Industriekunden, denn die Privatkunden schuld.

Die EnBW disqualifiziert sich mit ihrem Vorgehen endgültig als fairer Partner. Wenn wir Stadträte über die künftige Energieversorgung unserer Städte entscheiden, über Fernwärmeleitungen oder letztendlich über die Vergabe der künftigen Konzessionsverträge, muss uns dies bewusst sein. Auf meinen Akten wird auf jeden Fall ein großer roter Aufkleber prangen: Alternativen gründlich prüfen!

Herbert Protze,

SPD-Stadtrat, Böblingen

 
 
 

 

Wir auf Instagram