Armut im Reichtum: Unsere Bürgerstadt widersteht

Veröffentlicht am 15.09.2008 in Kommunalpolitik

Herbert Protzes Artikel aus dem Amtsblatt Böblingen

Das soll es schon gewesen sein? Ist der Aufschwung
schon vorbei und „Sie“ haben gar nichts davon gespürt?
Dann geht es Ihnen wie vielen Menschen.

„Der Aufschwung schwingt ganz fürchterlich, doch leider
schwingt er ohne mich!“, so heißt es im Refrain eines Liedes
meiner Lieblingsband: Bots.
Nettolohn- und Rentenverluste seit Jahren und dazu
steigende Kosten – insbesondere horrende Preissteigerungen
bei Lebensmitteln, Strom, Gas und bei den Kraftstoffen
- führen immer mehr Menschen in Existenznöte.
Nicht nur Kinder- und Altersarmut werden immer bedrohlicher;
sogar in der früher so stabilen Mittelschicht droht immer mehr Menschen
der soziale Absturz. Wir werden so lange gebraucht, bis wir nicht mehr gebraucht
werden.
In dieser globalisierten Welt sind wir vor nichts und niemand sicher.

Spaltung droht:
Auf der anderen Seite nimmt der Reichtum immer weiter
zu. Während in den letzten 3 Jahren die Nettolöhne um
3,5% sanken, stiegen die Unternehmensgewinne um 25%.
Die Gehälter der Topmanager stiegen in einem Jahr um über 20%. Dabei
geht die soziale Verantwortung der Führungskräfte immer mehr verloren.
Immer schneller, immer billiger und wirtschaftlicher muss es gehen – mit
immer weniger Beschäftigten.
Vor dem Hintergrund der drohenden Konkurrenz werden trotz explodierender
Gewinne Arbeitsplätze verschoben oder abgebaut. Und wenn es dann, wie
bei der Bankenkrise, doch einmal eng wird, schreit man nach der Hilfe des Staates.
Dieser kann ebenso wenig für die Entwicklung wie die in Folge betroffenen Menschen.

Angst und Verdruss:
Die Ökonomie hat scheinbar die Gewalt über unser Dasein gewonnen. Zukunftsangst
und politischer Verdruss macht sich bei den Menschen breit. Unser System der
Marktwirtschaft wird vor dem Hintergrund der systemimmanenten Zwänge
zum Fallstrick, statt zur Wohltat.
Die Kapitalmärkte haben sich verselbstständigt und hinterlassen die Menschen
mut- und hilflos.

(Lokale) Lösungen:
Sicherlich werden die angeschnittenen Probleme nicht auf lokaler Ebene gelöst.
Trotzdem ist es wichtig, dass zunächst das Bewusstsein geschärft wird und eine breite
Wertediskussion stattfindet.
Hier in Böblingen können wir Lokalpolitiker dafür sorgen, dass wir unseren Kindern
und Jugendlichen einen breiten und kostenlosen Zugang zu jeder Form von Bildung
und Ausbildung ermöglichen.
Das beginnt mit kostenlosen Kindergartenplätzen bei gleichzeitiger Einführung
einer Besuchspflicht und endet noch lange nicht im Kampf gegen Schul- und
Studiengebühren.

Das besteht darin, dass wir unseren Bürger/innen durch intelligente Konzepte preiswerte
und umweltschonende Energie zur Verfügung stellen.

Das fängt damit an, dass wir als Arbeitgeber Stadt uns nicht am Lohndumping beteiligen
und bei der Auswahl unserer Lieferanten darauf achten, dass diese ihre Mitarbeiter
anständig bezahlen.
Und das hört noch lange nicht auf, wenn wir in Böblingen ein Klima des Wohlfühlens
erzeugen, indem wir Mitbürger/innen beteiligen und in Entscheidungen und die
Gestaltung unserer Stadt einbeziehen: über den von der SPD-Fraktion angestoßenen Leitbildprozess hin zur „Bürgerstadt Böblingen“.

Schreiben Sie mir:
hprotze (at) arcor.de

 
 
 

 

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